Freitag, 8. Dezember: Neutrale Zone

Eine Woche! Sina kommt es nicht so vor, doch tatsächlich ist sie erst eine Woche lang im Internat auf dem Krötenstein über dem Krötenschlamm von Krahlheim. So hat Annika es am Sonntag formuliert, nur eine paar Stunden vor dem ersten Normalzeit-Break, als Sina klar wurde: Das alles hier ist echt anders als gedacht.
Die Nacht war gut. Richtig gut! Nur 30 Minuten am Stück zu schlafen ist weiterhin eine kleine Tortur, doch Sina hat den Eindruck, als hätte sie sich ein kleinwenig daran gewöhnt. Geht das überhaupt? Oder kommt es ihr nur so vor?

Es ist eine ereignislose Nacht, in der Sina genau da bleibt, wo sie soll (nämlich in ihrem Bett) und in der Annika und Betül beide durchschlafen. Bis halb sechs. Denn um halb sechs kriecht Betül mit ihrer Handytaschenlampe um Kess, die steinerne Sphinx-Statue herum als Sina vom Handy-Alarm geweckt wird. Sofort schleicht Betül zu ihr hin und setzt sich zu Sina aufs Bett.
„Hast du was gemacht, Sina?“
„Was gemacht? Sag du’s mir, Betül! Und sprich leise, Annika schläft.“
„Ich dachte ich hab was gehört“, wispert Betül. „Aus der Ecke von Kess.“
„Und?“
„Da ist nix. Aber da sind Kratzer.“
„Aha…“
„Ja, als hätte jemand Kess bewegt.“
„Rollen machen keine Kratzer, Betül. Darum sind’s ja ROLLEN.“
„Nein, die Katzer sehen aus, als hätte jemand Kess vom Wagen runter gezogen…“
„Aha. Ist sie weg?“
„Kess?!“
„Ja!“
„Nein. Siehst du doch!“
„Es ist dunkel, Betül. Ist sie nicht mehr auf dem Wagen?“
„Doch, aber…“
„Ist irgendwas anderes weg?“
„Nein.“
„Bist du denn sicher, dass die Kratzer neu sind?“
„Gestern morgen waren sie jedenfalls noch nicht da, das hätte ich gemerkt. Da haben Anni und ich Kess zurückgeschoben, bevor wir in den Kunstraum gegangen sind.“
Oh, ja. Kunst. Sina erinnert sich. Wilde Stunde. Sie wäre fast von einem Pinsel erdolcht worden.
„Und nach Kunst?“
„Danach war Mittag und Ausgang und ich bin erst spät wieder gekommen. Ich hab nix gesehen. Und Anni und du, ihr habt schon geschlafen.“
„Also ich hab abends nix mit Kess gemacht, Betül, fest versprochen. Lass mal noch ne Stunde schlafen.“
„Ich bin wach, ich geh was essen. Kommst du mit?“
„Jetzt?“
„Ich kann immer was essen. Ist meine geheime Zauberkraft!“

Jetzt, am Vormittag, ist Betül so müde, dass sie sich für 20 Minuten hingelegt hat. Es ist ein überraschend sonniger Wintermorgen und Sina sitzt in der großen Pause auf dem weitläufigen Schulhof zwischen dem Alt-, und dem Neubau. In der Family wird dieser Bereich die Neutrale Zone genannt, denn während der Schulzeit mischen sich hier die Schülerinnen der Schwarzen Klasse unter die zahlenmäßig weit überlegene Gruppe der Aliens. Für die Aliens sind die Family-Schülerinnen einfach nur die InkluS, die Schülerinnen der Inklusionsklasse. Dementsprechend werden sie auch behandelt. Denn ja, natürlich behandeln Aliens Inklusionsschülerinnen auf eine sehr spezielle, gnädig-herablassende Art, die Sinas Meinung nach noch furchtbarer ist, als wenn sich Aliens einfach nur wie Arschlöcher benehmen.
Die Neutrale Zone besteht aus mehreren vielleicht fünfzehn Meter hohen Rotbuchen, um deren Stamm eine kreisrunde Holzbank einen weiten Bogen spannt.
InkluS haben auf den Bänken nichts zu suchen! Die Blicke der ersten Alien-Oberstuflerinnen sagen genau das, und Sina spürt die empörte Überraschung der beiden in teure Mäntel gewandten, hochgewachsenen jungen Damen ab der ersten Sekunde. Offenbar hat Sina eine Majestätsbeleidigung begangen und wie an einer Schnur gezogen steuern die beiden Prinzessinnen genau auf ihren Platz zu.
Sina sitzt zum ersten Mal hier. Das Wetter war nicht besonders gut in der vergangenen Schulwoche und Niederlage hat ihnen heute bereits zehn Minuten vor dem Ende der Deutschstunde freigegeben. Vor allem verbringt Sina zum ersten Mal seit längerem wieder eine Pause alleine. Normalerweise ist sie mit den Musketieren zusammen. Oder mit Ana von der Fünfer-Bande, falls die Band sich mit Essensbeschaffung beschäftigt, was Ana meist die Flucht ergreifen lässt. Heute jedoch sitzt Sina alleine mit offenem Mantel in der strahlenden Wintersonne und genießt mit zugekniffenen Augen die letzte Wärme des Jahres, während sie bereits die Wolke unterdrückter Empörung der nahenden Prinzessinnen spürt.. Dabei ist auf der Bank massig Platz! Nur auf der gegenüberliegenden Seite mümmelt sich Emil aus ihrer Klasse und schlürft an einer Capri-Sonne. Sina hat bisher kaum ein Wort mit ihm gesprochen und auch jetzt gerade würde sie gerne einfach nur die erste Sonne der Woche genießen.
Die beiden Alien-Prinzessinnen haben offenbar beschlossen, Sina eine Lektion zu erteilen und setzen sich direkt neben sie. Direkt bedeutet: 20 Zentimeter Abstand, höchstens. Ein Schwall irgendeines wahrscheinlich teuren Parfums weht zu ihr herüber und die Prinzessinnen beginnen eine lautstarke Unterhaltung über ihre anstehenden Skiferien in Davos. Jedes ihrer Wörter scheint ein teures Preisschild zu haben. Wenn sie über ihre Hotels und ihre Skibrillen erzählen, ist der jeweils anderen offenbar völlig klar, wieviel Geld das alles kostet und dass es noch etwas exklusiver und kostspieliger ist als die jeweils eigene Ausrüstung und die eigene Unterkunft. Schnell wird Sina klar: Eigentlich hassen die beiden sich. Abgrundtief. Und noch während sie überlegt, warum sie es miteinander aushalten, sieht sie die Gründe heranschlendern: Sebastian Liebwitz von Stöckendorf und einen ähnlich großen, ähnlich blasierten Kerl. Offiziell ist sie ihm noch nie begegnet, doch Betül hat ihn ihr eimal im Schulflur gezeigt. Es ist Zarathustra zu Haldersleben. Sina erinnert sich: Das ist der Typ, der vor einiger Zeit bei Frau Liebetruth im Kunstunterricht an der Decke hing.
‚Ein Steuerhinterzieher- und ein Waffenhändler-Söhnchen‘, denkt sie. ‚Nette Jungs habt ihr euch ausgesucht, Mädels!‘

„Hey, Sina!“
Das allerdings kommt überraschend. Von Stöckendorf kennt offensichtlich ihren Namen.
„Sebastian?“ Sina schaut nach oben auf den vor ihr stehenden Jungen. Da er die Sonne im Rücken hat, kann sie kaum sein Gesicht erkennen.
„Es tut mir wahnsinnig leid, aber du sitzt genau auf Leandras Stammplatz. Könntest du ein wenig zur Seite rücken. Ginge das vielleicht?“
„Mir war nicht klar, dass es hier Stammplätze gibt“, sagt Sina.
„Oh, doch, ja, das ist allerdings allgemein bekannt. Könntest du bitte…?“

Sina spürt Sebastians Hochmut, aber auch sein Misstrauen ihr gegenüber, vielleicht sogar ein wenig Angst. Trotzdem: Es ist eine wirklich dumme Idee, sich aus nichtigen Gründen mit Aliens anzulegen. In diesem Punkt sind sich Betül und Annika absolut einig und haben ihr das immer wieder eingebläut: Ja, es mag den einen oder die andere in der Schwarzen Klasse geben, die dieses Alien-Pack zu Lehm verwandeln können, doch wer weiß, wie lange die Schwarze Klasse dann noch bestehen würde? Bisher hat es niemand Sina gegenüber laut ausgesprochen, doch es scheint so zu sein, dass die Aliens mit ihrem unverschämt vielen Geld einen großen Teil der Kosten für die Family mit bezahlen.

Alright Sina. Klappe halten, weitermachen, Arschloch denken.

Sina rückt dreißig Zentimeter zur Seite.
„Reicht, oder? Wir sind ja alle rank und schlank.“
Das Mädchen mit Namen Leandra schaut über sie hinweg, bleibt auf ihrem Platz sitzen, nickt aber fast unmerklich.
„Da wäre nur noch etwas.“ Haldersleben stellt sich neben von Stöckendorf und räuspert sich.
Sina muss fast loslachen. Irgendwie hat Zarathustra zu Haldersleben den Stimmbruch verpasst und seine Piepsstimme passt überhaupt nicht zu seinem teuren Herrenmantel, seiner Hornbrille mit orangefarbenen Gläsern und dem Arm, den er fast wie im Schwitzkasten um die andere Prinzessin gelegt hat.
Nein, sagt sie sich. Keine Konflikte mit Aliens. Und: Für eine hohe Stimme kann schließlich niemand etwas. Ihre guten Vorsätze werden allerdings erschüttert, als Haldersleben weiterspricht.
„Eigentlich sitzt Petra genau auf dem Platz neben Leandera. Da wo du gerade sitzt. Könntest du vielleicht gehen? Das wäre sehr freundlich.“
Wo Sina bei Sebastian Hochmut und Misstrauen spürt, kommt von Haldersleben blanke Verachtung. Vielleicht ist sein Vater unschuldig und er ist der echte Waffenhändler? Den Charakter hat er definitiv. Obwohl es unwahrscheinlich ist, dass jemand Maschinengewehre und Panzerfäuste von einem Typen mit Piepsstimmchen kauft. Oder? So gut kennt sie ich nicht aus immer internationalen Waffengeschäft.
„Sina!“ Hinten an der Altbautür steht Betül und winkt ihr zu. Sie sieht noch immer völlig übernächtigt aus.
„Sina, komm rüber! Wir müssen noch Mathe lernen!“
Ja klar. Wo wir heute noch Englisch und Geschichte haben. Betül will Sina helfen, aus der Sache rauszukommen, doch jetzt einfach zu gehen…
Es wäre einfach feige. Und es wäre ein absolut mieses Jubiläum ihrer ersten Woche auf Krahenstein. Die Erinnerung an ihren ersten Tag blitzt in ihr auf, das Sitzen vor der schwarzen Tür, ihr Zögern vor dem ersten Klopfen. Ja, das war auch Sie. Aber damals hat sie auch aus Rücksicht vor Niederlage so gehandelt. Und der mag ein mieser Lehrer sein, ist aber ein guter Mensch. Wenn sie jetzt einfach geht, würde das den Arschlöchern dieser Welt zu einen weiterem Sieg verhelfen. In letzter Zeit, denkt Sina, haben die Arschlöcher genug gewonnen. Sie fuchtelt Betül mit den Händen weg – „Schlaf weiter!“ – und wendet sich an Haldersleben.
„Weißt du was, Zarathustra“, sagt sie. „Ich fänd’s super, wenn ich die Sache mit Petra direkt besprechen könnte. Wir sitzen hier schon ein ganzes Weilchen friedlich nebeneinander und plaudern über Dings… Ski-Kram. Oder Mädels?Und ich versteh nicht ganz, warum das vorher wunderbar funktioniert hat und jetzt auf einmal nicht mehr.“
Sie wendet sich an die inzwischen aschfahle Prinzessin in Halderslebens Würgegriff und strahlt sie an.
„Was sagt du, Petra, kriegen wir das gemeinsam hin, oder soll ich doch lieber gehen?“
Es ist nicht so, dass Sina wirklich einzelne Worte oder Gedanken bei anderen Menschen erraten könnte, aber dass, was Petra gerade ausstrahlt, kommt einem du solltest besser gehen überhaupt nicht nahe. Vielmehr spürt sie eine Woge peinlichen Berührtseins mit einer Note echten Ekels. Und zwar nicht Sina gegenüber. Allerdings hat sie nur kurz Zeit, über all das nachzudenken, weil sich jetzt von Stöckendorf über Sina hinüber beugt, bis sie an seinem Blueberry-Vape-Atem fast erstickt.
„Ich weiß nicht, was dein Problem ist“, zischt er. „Und ichweiß nicht, was für eine Art Freak dich geboren hat. Ich weiß nicht, was du Dienstag mit mir gemacht hast und warum Döpfner dich bisher beschützt. Aber du gehst jetzt, klar? Oder ich sorge dafür dass du noch heute von der Schule fliegst. Ist das verstanden worden, Kellerkind?“
Das war deutlich. Und endlich, denkt Sina fast erleichtert, endlich sagt hier jemand genau das, was er denkt und was er fühlt. Von Stöckendorfs Faust ist nur Zentimeter von Sinas Gedicht entfernt und seine Nüstern beben.
Eine gefühlte Ewigkeit bleibt von Stöckendorf so vor ihr stehen, bis hinter ihm eine weitere Person mehrmals hochspringt, neben und über ihm hervorlugt und sich dann Gehör verschafft:
„Ihro Gnaden Sebastian bitte alldemütigst um kurze Unterbrechung bittesehr!“

Der rote Schopf hat sie bereits verraten.

“Ihro Gnaden Sebastian und Zarathustra, ich bitte um kurze Aufmerksamkeit! Huhu! Halloho! Kann mich jemensch hören? Könnte vielleicht die Dame Lockstett oder alternita “die Dame van Vahlen diese höchst eindrückliche Machtdemonstration ihrer männlichen Beschützer kurz unterbrechen für eine mega-relevante Durchsage meinerseits?“
„Was willst und und wer bist du?“
Sebastian fährt wild herum und funkelt Beffaná Grimm wütend an.
Beffaná verbeugt sich so tief, wie Sina es noch nie bei einem Menschen gesehen hat und greift Sinas Hand.
„Es ist nämlich so“, sagt sie. „Ich denke, wir werden gleich bei der Frau Direktor benötigt.
„Ist das so?“ keift von Stöckendorf. „Und ich denke das kann warten!“
„Tjaaaaaaaa“, sagt Grimm und macht eine abwägende Handbewegung. „Ich weiß nicht so genau, weil…“
„SINA! BEE! IN MEIN ZIMMER! SOFORT!“

„Weil die Direktorin das vielleicht ganz anders sieht“, flüstert Beffaná und zeigt nach oben zum Fenster von Frau Dr. Döpfner, die wild herüber winkt und offenbar sehr mies gelaunt ist.
„Ich denke, wir gehen besser“, sagt Beffaná. „Und Ihr, meine Damen und Herren Hochwohlgeboren, geht wohl besser auch. Es hält sich ein hartnäckige Gerücht, es sei in ausgewählte Zimmer eures Anwesens eingebrochen worden.“

„Was zur Hölle!“ zischt Sina, während sie in Richtung der Treppe gehen. „Was hast du nun schon wieder getan?“
„Ich habe gar nichts getan! Das ärgert mich ja am meisten!“ Beffaná bleibt auf der Treppe stehen und hämmert auf das Treppengeländer.
„Ich wollte, ich würde auch nur die Hälfte von dem tun, was mir hier immer unterstellt wird! Aber eigentlich mache ich nicht viel mehr, als hier und da etwas zu Essen organisieren und auf dich aufzupassen Sina! Diese verrückte Schule hier ist auch für meinen Geschmack etwas zu…“
„Verrückt?“
„Genau! Wie soll man denn da seinen Job vernünftig machen! Dauernd kleben Leute an Decken und Wänden, dauernd verschwinden gewisse Leute, oder es werden Apartments verwüstet!“
„Was denn für Apartments?“
“Na die Alien-Zimmer drüben! Und rate mal welche? Von Stöckendorf, zu Haldersleben, Lockstett und van Vahlen. Sagt dir das was?“
„Das sind die Pfosten von eben auf dem Schulhof.“
„Allerdings. Vor fünf Minuten wurden ihre Apartments so systematisch verwüstet, als hätte jemand das Wort „Entropie“ äußerst gründlich bei Wikipedia nachgelesen.
„Ich verstehe kein Wort!“
„Es ist alles, wirklich alles durcheinander! Es ist alles derart systematisch durcheinander, dass es schon wieder System hat! Um so eine Unordnung zu stiften, muss sich jemand sehr gut mit Ordnung auskennen, um dann das Gegenteil zu erreichen!“

Inzwischen haben sie Döpfners Büro erreicht. Die Sekretärin hat ihren Kopf auf der Tastatur geparkt und macht eine hilflose Handbewegung, als Beffaná sie fragend anschaut. Daraufhin hämmert die Weihnachtshexe – oder was immer sie auch sein mag – laut an Döpfners Bürotür.
„Können dich jetzt eigentlich alle sehen?“ zischt Sina und Beffaná winkt ab, während sie weiter hämmert.
„Kleinigkeiten. Firlefanz. Non of your concern, Sina. Frag lieber mal bei Frau Meinecke…“ damit weist sie auf den Kopf auf der Tastatur „…ob es wirklich keinen Tee in dieser Butze gibt!“
„Komm rein, Bee, Herrschaftszeiten!“ Tönt es aus Döpfners Zimmer. „Und bring Sina gleich mit und wen auch immer du noch da draußen findest.“
Beffaná legt den Kopf schief und schaut Frau Meinecke an. Die sagt:
„Ich geh da nie wieder rein“ und drückt Sina eine Packung Teebeutel in die Hand.

Döpfners Büro sieht aus wie immer, doch mit der Direktorin am Tisch sitzt noch jemand anderes. Sina stutzt, denn sie erkennt ihn natürlich sofort.
„Emil ! Was machst du hier?“
Döpfner steht von ihren Platz auf und umarmt Beffaná mit einem sehr müden, sehr resignierten Blick.
„Entschuldigung Bee. Tausendmal Entschuldigung. Und auch dir Sina: Entschuldige bitte. Vielmals.“
Dann bietet sie beiden einen Platz am Tisch an.
„Ratet mal, wer eben gerade zu mir kam? Hm? Ja, ist nicht allzu schwer. Emil hier kam herein und hat sich entschuldigt. Nicht wahr?“
Emil sitzt kerzengerade am Tisch und nickt.
„Er wars. Er hat die Apartements der Aliens… Himmel jetzt fange ich auch schon damit an… Also, er hat die Apartments eurer Mitschüler*innen verwüstet. Ist doch so?“
Emil nickt und zuckt hilflos lächelnd mit den Schultern. Sina empfängt nicht viel von ihm. Zustimmung vielleicht. Ein ganz klein wenig Scham. Etwas Stolz, und da ist noch etwas… Sie versteht es nicht.
„Aber warum?!“
Emil schaut runter auf Döpfners Konferenztisch. Beffaná springt für ihn ein.
„Ach Leute! Ist doch klar! Er hat mitbekommen, wie die Aliens dich behandelt haben und hat sich gedacht, denen zeig ich’s mal.“
„Aber?! Das hat doch alles maximal 20 Minuten gedauert! Wie hast du das so schnell…?
„Es ist Normalzeit, Sina.“, sagt Beffaná. „Lass uns später drüber reden.“
„Ist okay“, sagt Emil. „Das ist eben mein doom. Früher hätte man gesagt, ich bin ein Heinzelmännchen, weißt du? Und wer alles über Ordnung weiß, der weiß auch sehr genau, wie man sie zerstört.“
Sina wirft einen Seitenblick zu Döpfner.
„Aber wieso hast du’s dann gestanden?“
„So sind wir eben! Wir lieben die Ordnung. Und wir können einfach nicht lügen.“
Döpfner schüttelt ihren Kopf und murmelt etwas, das sich wie „Idiot“ anhört. Doch Sina sieht das anders. Sie geht zu Emil und umarmt ihn fest. Und plötzlich kapiert sie, welchen Teil seiner Gefühle sie nicht verstanden hatte. Liebe! Ja, das ist es. Ganz viel Liebe.
Emil nickt und zuckt hilflos lächelnd mit den Schultern.